Evangelische Kirchengemeinde

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„Wir danken Gott für seinen Segen, den er uns vielfältig auch nach schwierigen Etappen immer wieder geschenkt hat.“

Kanzelrede von Rainer Zeuner, Ortsbürgermeister in Eichelhardt, am Sonntag, den 16. Oktober 2022

Die Ev. Kirchengemeinde Hilgenroth lädt nicht ordinierte Personen aus Politik und Gesellschaft ein, um in einem Gottesdienst eine Kanzelrede zu halten. Die Kanzelrede von Rainer Zeuner können Sie hier nachlesen.

 

Betrachtungen zur Digitalisierung unseres Lebens

Als ich vor etwa einem Jahr mit der Idee der Kanzelrede überrascht wurde, habe ich mir relativ schnell das Thema „Digitalisierung“ vorgenommen und das hat seither meinen Blick für gewisse Dinge noch mehr geschärft.

Ich wollte mich kritisch mit diesem Thema auseinandersetzen und Erfahrungen aus dem Verwaltungsberuf und aus privatem Erleben einfließen lassen. Dabei konnte ich nicht ahnen, dass die jüngsten Entwicklungen in Politik und Gesellschaft so viele Vorlagen liefern würden.

Ich habe mich auch inspirieren lassen von dem Buch „Mit der Bibel durch das Jahr“ und insbesondere von der Jahreslosung:
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“!

Ebenso beeindruckt und Mut zu dieser Kanzelrede hat mir im Sommer die Aussage von Sven Plöger, bekannt als Wettermann aus dem Fernsehen, in einem Vortrag zum Klimawandel in Mainz, gemacht:
„Wir müssen aufhören, uns die Dinge schön zu reden“.

Er ging dabei auch auf die schreckliche Katastrophe im Ahrtal ein und führte unter anderem aus, dass zwar die Niederschläge relativ gut vorausgesagt wurden, in sämtlichen Berechnungsmodellen aber die aufstauende Wirkung
der Brücken durch mitgerissene Bäume, Sträucher, Autos und sonstigen Dingen, nicht enthalten gewesen sei. Das habe letztendlich mit zu der verheerenden Flutwelle beigetragen, die niemand trotz früherer Hochwasser und aus heutiger Sicht eindeutiger Warnungen wahrhaben wollte.

Jetzt, ein paar Tage vor meiner Rede haben die Ereignisse den zuständigen Minister eingeholt, aber wegen einer ganz anderen Flut, nämlich der Datenflut mittels Digitalisierung. In einer Randnotiz habe ich gelesen, dass
sich 4 Millionen Seiten beim Untersuchungsausschuss und der Staatsanwaltschaft angesammelt haben. In Papier ergäbe das einen 400 m hohen Stapel. Und irgendwo waren auch noch die Bilder und Videos der Hubschrauber gespeichert, die für gewöhnlich eher gesichtet würden, als hunderte Seiten zu lesen.

Warum gehe ich darauf ein? Nun, es zeigt die Kraft und die schier unglaublichen Möglichkeiten der Digitalisierung, Sachverhalte auf entfernten Speichern festzuhalten und jeglichem Zugriff durch Unberechtigte zu entziehen. Sie befördern im Nachhinein aufgrund ihrer Fülle die bei uns üblichen ausufernden, theoretischen Betrachtungen und Expertenrunden
über Monate, und hier wahrscheinlich politisch über Jahre hinweg.

Die Menschen im Ahrtal, die Feuerwehren und die vielen privaten Helfer, Fachleute aus der Baubranche und Landwirte, die einfach losfuhren und anpackten hatten dafür keine Zeit.

Das ist einer der Unterschiede zwischen der theoretischen digitalen Welt und der Realität. Dann gestern im Radio die Aussage einer Polizeibeamtin, die in der Flutnacht die Katastrophe eindringlich an das Lagezentrum weitergeben
wollte und wie viele andere nicht gehört wurde: „Ich habe den Kollegen angeschrien aber er wollte nur einen Lagebericht alle halbe Stunde“.

Der Unterschied zwischen der realen Welt und der weit entfernten, digitalen Welt tritt hier, mit den bekannten grausamen Konsequenzen, deutlich hervor. Während die Digitalisierung in wirtschaftenden Betrieben für gewöhnlich zur
Optimierung der Waren und Dienstleistungen, und im günstigsten Falle noch zu Rationalisierungen führt, geht sie in der Verwaltung, der Politik oder der Justiz „gefühlt“ wie man heute gerne sagt, mit einer ausufernden Bürokratie
einher. Hier wartet eine Datenflut auf uns, die sich bisher noch nicht recht Bahn brechen konnte, weil Deutschland, wie die EU festgestellt hat, nur im Mittelfeld der EU-Länder rangiert und die Bundesregierung hier gefälligst gewaltig nachbessern muss.

In den Verwaltungen ist die Datenflut sichtbar, beim Bürger flächendeckend aber noch nicht recht angekommen.
Die Digitalisierung ist aber beschlossene Sache und offensichtlich der einzig vernünftige Weg der Menschheit in die Zukunft.
So hat Elon Musk (von Tesla) als reichster Mensch der Welt, mit seiner Firma SpaceX bereits an die 3000 Satelliten im All, die die Erde umkreisen und eine enorme Datengeschwindigkeit in jeden Winkel der Erde ermöglichen.

 Wir bauen auf die Verbindung jedes Hauses mit Glasfaserkabel, die zurzeit noch wesentlich schneller in der Datenübertragung und dazu störungsärmer als die Funkwellen der Satelliten sein können.
Nur tun sich die Firmen in unseren weitläufigen, ländlichen Gebieten sehr schwer, die Kabel kostengünstig verlegen zu können und große Teile unserer Verbandsgemeinde müssen auf das „Graue Flecken Programm“ ausweichen,
in dem Bund, Länder und Gemeinden die Anschlusskosten bis ins Haus übernehmen.
Wenn wir die digitale Welt darauf aufbauen hoffe ich, dass diese beiden Systeme sich ergänzen und nicht in teurer Konkurrenz zueinander geplant werden.

Eine der jüngsten Aufgaben an die Menschen heißt „Weg mit dem Papier“!

Zunehmend kommen Schreiben von Firmen, in denen die Nutzung eines Kundenportals beworben wird. Rechnungen sollen nicht mehr mit der Post versandt werden sondern wir erhalten sie per E-Mail oder laden sie von
unserem Kundenkonto auf unseren Rechner. Den Vorteil daraus sehe ich zurzeit nur bei der Firma.

Gehören Sie zu denen, die noch keinen Rechner im Haus haben, dann holen Sie sich Hilfe bei nahen Verwandten oder den Nachbarn, das schweißt zusammen und verhindert die Vereinsamung, – vor der oft gewarnt wird.

Spaß bei Seite, die Sache ist ernst und
bezogen auf Politik, Verwaltung und die Justiz, ist die Forderung „Weg mit dem Papier“ allzu richtig und effektiv.


Im Bestreben, alles ganz genau und rechtssicher zu beschreiben, werden Gesetze, Verordnungen und Ausführungsbestimmungen in einem digitalen Umfang erstellt, der das Lesen und erst recht die Umsetzung, selbst für
Büromenschen sehr schwer macht, dabei sind sie doch eigentlich für den Bürger gemacht. Das Schreiben von Texten ist quasi in unbegrenzter Menge möglich, seit wir vor etwa 30 bis 40 Jahren die Diktiergeräte und unsere Schreibmaschine schreibenden Damen, Zug um Zug aus den Verwaltungen entfernten und gegen Computer tauschen konnten.

Gönnen Sie sich ruhig hin und wieder mal einen Einblick, öffnen Sie eine der zahllosen EU-Verordnungen, zum Beispiel zum Thema Tiergesundheit, und beginnen Sie zu lesen. Ich weiß, das macht keiner, aber es ist nun mal für den
Bürger und nicht nur für uns Verwaltungsmenschen geschrieben.

Die Gerichte haben vor der Flut von Akten und Schreiben längst kapituliert und die Papierflut durch digitales Einreichen der Klageschriften und Gutachten eingedämmt.

Das Papier ist weg, nur lesen, verstehen und umsetzen muss ein Mensch die unzähligen digitalen Seiten immer noch. Die Erfahrung hat auch gezeigt, dass man besser ein wenig mit der Umsetzung wartet, weil die digitalen Dokumente schnell erstellt, aber auch schnell mal wieder zurückgerufen sind.

Die ganze Welt im Smartphone bzw. Handy!


Ursprünglich gerne als ständiger Begleiter zum Telefonieren genutzt, dient es heute als Kompass und Universalwerkzeug im täglichen Leben.

Wir können besonders bei Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr, in Bushaltestellen und auf Plätzen sehen, dass sie sich intensiv auf die weitere digitale Zukunft vorbereiten.

Selten einmal schweift der Blick von dem kleinen Display hoch in die Umwelt, um gleich darauf wieder abzutauchen. Fahren Sie vorsichtig vorbei, ein Laufen vor das Auto ist jederzeit möglich. Die Möglichkeiten und neue Ideen zur Nutzung scheinen unbegrenzt. Wenn Sie irgendwo ein Knäuel 6 –Jähriger sehen, können sie sicher sein, dass einer davon ein Handy mit einem Spiel in den Händen hat.
 

In der digitalisierten Welt ist alles perfekt und in Hochglanz. Die Info kommt ohne Zeitverzögerung und um den ganzen Globus herum. Am Mittagessen der Freunde auf der anderen Seite der Erde kann man live und in Farbe teilnehmen.

Da kann die reale Welt in der Regel nicht mithalten und erscheint gähnend langweilig, wenn nicht gerade ein Unfall oder ähnliches mit dem kleinen Helferlein aufgenommen und verteilt werden muss.

Solange der Akku Strom liefert, ich immer die richtige App parat habe und
durch regelmäßigen Neukauf mit der technischen Entwicklung Schritt halte, kann mir so schnell nichts passieren – zumindest digital.

Wenn der Akku alle ist, haben wir als Eltern, Großeltern oder Verein in der Regel kurz die Chance, für eine persönliche Ansprache.

Experten werden nicht müde, vor der Isolation in der digitalen Welt zu warnen
und menschliche Kontakte anzumahnen. Seien Sie daher schnell, bevor er oder sie wieder ins Netz entgleitet.

Selbstverständlich sehen wir auch fröhliche herumalbernde Jugendgruppen, wie wir sie auch früher kannten, – nur hält heute jeder sicherheitshalber ständig ein Smartphone in der Hand.

Gestern bei der Bürgermeisterwanderung in Peterslahr und Burglahr erfuhren wir, dass sich die Jugend bei der Dorfmoderation an erster Stelle eine Dönerbude und eine Eisdiele wünsche.
Berechtigt, weil es auch dort nichts mehr dergleichen gibt – digital hilft da nicht.

Personal- und Impfausweis, Führerschein, Fahrkarte, Eintrittskarte und vieles mehr lassen sich speichern und mit herumtragen, ohne immer auf lästiges Papier oder Plastikkärtchen zurückgreifen zu müssen. Ich bin da noch zu
ängstlich, weil ich immer denke, es könnte gestohlen werden oder mit den vielen persönlichen Daten verloren gehen und in falsche Hände geraten – aber das passiert gottseidank immer nur Anderen. 

Vorteile und Bedenken hinsichtlich der Digitalisierung!


Unsere Firmen und Produkte sind Weltspitze, in nie dagewesener Qualität und für jeden Geldbeutel gibt es alles zu kaufen. Vielleicht muss man mal ein paar Tage auf etwas warten, aber für das tägliche Leben sind die Lebensmittel- und Baumärkte gerüstet wie niemals vorher.

Unsere Techniken, unsere Waren und teilweise auch unser politischer Rat, wie wir in Verwaltung und Justiz aufgestellt sind, ist in der ganzen Welt gefragt und wird fleißig exportiert.

Jetzt haben wir, – ich meine Euch, -das Volk, bei der ganzen Vollversorgung und dem Reichtum aber nicht gemerkt, dass wir bei der Digitalisierung nur im Mittelfeld des EU-Rankings liegen. Ausgerechnet die EU, in der wir doch die
Führungsrolle spielen, muss uns das sagen.

Das können Politik, Verwaltung und Justiz natürlich nicht auf sich sitzen lassen und wollen mit der hervorragenden Digitalisierung in der Wirtschaft mithalten.
Und das führt dann unweigerlich, – aufgrund der unendlichen Schreibmöglichkeiten in der digitalen Welt zur allseits bedauerten – Bürokratisierung.
Ich kann mich täuschen, aber nach meiner Beobachtung gehen Digitalisierung und Bürokratisierung Hand in Hand. Auch eine gute Portion Abhängigkeit ist dabei.

Bei richtiger Verwendung des Rechners und den ständig zu erweiternden digitalen Angeboten müssen Sie nicht mehr auf ein Amt um ihre Angelegenheiten zu regeln.

Sollten Sie allerdings mit den elektronischen Anträgen und Informationen nicht zurechtkommen, besteht die Hoffnung, dass
einige kompetente Sachbearbeiter/innen vorgehalten werden, die Ihnen fachmännisch und von Angesicht zu Angesicht weiterhelfen können.
Dann müssen Sie aber wieder ins Auto oder in Busse und Bahnen, was wiederum klimaschädlich und auch teuer ist, wenn man die Kosten für den Computer und ständig nachzubessernde Programme mal außer Acht lässt.

Computeraffine Menschen rüsten ihre Geräte mit Virenschutz aus, sind in der Lage sogenannte Schadmails frühzeitig auszusondern und bemerken relativ schnell, wenn sich ein „Häcker“ auf ihrem Gerät breit machen würde. Bei allen Verwaltungen und Firmen arbeiten ausgebildete Computerfachleute an der „Sicherheit im Datenverkehr“.
Trotzdem kommt es zu Häckerangriffen,die Infrastrukturen lahmlegen können, ganze Krankhäuser zum Bsp. oder
private Firmen. Anlagen der Bundesbahn durch simples Kappen von Glasfaserleitungen in weiten Gebieten lahmzulegen ist möglich, geht aber auch online.

Man sagt gerne: „Mal den Teufel nicht an die Wand“ und deshalb hör ich mit dem Thema Datensicherheit auch auf, weil das zum Bereich „Schlechtreden“ gehört, was keiner gerne hören mag.

Außerdem kriegen Sie das zuhause mit Ihrem Computer sowieso alleine hin. Etwas nachdenklich macht mich aber schon, dass auch die Personen, die nach Schockanrufen bereit sind, wildfremden Menschen vier- und fünfstellige Beträge und Schmuck auszuhändigen, obwohl jeden Tag in Presse Funk und Fernsehen davor gewarnt wird, vollständig in die digitale Welt überwechseln sollen. Große Teile der Bevölkerung werden nicht in der Lage sein, das rasende Tempo der Digitalisierung mitzugehen und niemand bleibt ewig jung, gesund und rege.

Werden Sie Menschen finden die sie mitnehmen oder wird gar die Technik lernen, Not zu erkennen, Mitleid zu haben und Empathie und Fürsorge zu entwickeln. Meine Erfahrungen in der digitalen Welt dazu sind andere.
Sie ähneln den Zuständen „Strom fließt“ = geht oder „Strom fließt nicht“, in diesem Fall geht es eben nicht, -fertig.

Schon werden für diesen Fall von Experten vorsorglich Konzepte bei der Politik eingefordert, die uns alle in solchen Fällen schützen müssten, wenn der Strom weg wäre. Auf die digitalen Hochglanzkonzepte bin ich jetzt schon gespannt. Es gibt übrigens wenige Dieselaggregate in der realen Welt, die dann Strom liefern und Hoffnung machen.

Das Internet „ein göttlicher Gedanke“?


Da würde ich schon ja sagen. Was mit dem Internet geschaffen wurde, ist ein Sensation in der Menschheitsgeschichte. Nie zuvor konnten sich Menschen derart informieren, Kontakte über weite Entfernungen rund um den Globus
aufnehmen, Wissen nachschlagen und austauschen.

Mit dem Computer produzieren wir präzise Bilder, Schriften in jeder beliebigen Art und Einfärbung, versenden hunderte Seiten mit einem kleinen Knopfdruck, genannt Click. Es ist eine wahre Wunderwelt.

Bezogen auf die Verwaltung muss ich immer noch staunen, dass Schreiben aus lange zurückliegenden Jahren in Windes Eile gefunden werden und bis auf den kleinsten Kommafehler auf dem Bildschirm erscheinen. Und das herausgefischt
aus einem unvorstellbaren Datenmeer. In Papierform wären die Unterlagen sicher längst vernichtet.

Für mich, der ich mit Tafel, Schreibheft, Maschinenschreiben und Abzügen von Folien mit Spiritus statt Kopierer groß geworden bin, immer noch ein technisches Wunder. Ich erinnere mich noch gut, wie stolz unser Berufsschullehrer uns 1976 die riesige Computeranlage präsentierte, die Lochkarten mit persönlichen Daten nach Name oder Postleitzahl sortieren
konnten.

Unfassbar, dass die Pläne der älteren Gebäude, die wir so gerne bewundern, von Menschen mit der Hand gezeichnet und berechnet wurden. Die Architekten und Bauzeichner haben ihre Malutensilien längst entsorgt und arbeiten mit Computerprogrammen. Der Ausführende kann irgendwo auf der Welt sein und sendet die Arbeit digital fertig ins Büro.

Trotzdem geht nichts schneller, im Gegenteil, die öffentliche Hand tut sich schwer mit der zügigen Planung und Umsetzung von Projekten, geschweige denn mit der rechtssicheren Ausschreibung und neuerdings mit der Finanzierung wegen ausufernder Baukosten.

Wir erleben das in Eichelhardt gerade schmerzhaft mit dem Neubau des Dorfgemeinschaftshauses und des Sportplatzes.

Die Bürokratie hat zahlreiche Hürden eingebaut, bis die Planung endlich steht und die eigentlichen Arbeiten dann von Menschen in Rekordzeit abgewickelt werden sollen, – natürlich strengstens kontrolliert und überwacht.

Bezogen auf meine Tätigkeit bei der Landwirtschaftsbehörde ist zu bemerken, dass gerade die jüngeren Landwirte ihre Maschinen mit digitaler Technik ausrüsten und sich bei der Bestellung ihrer Felder darauf verlassen können.

Bei der Pflanzenaufzucht wird z. Bsp. daran gearbeitet, Dünge- und Pflanzenschutzbedarf aus dem All mit Hilfe von Satellitenbildern zu ermitteln und punktgenau den Bedarf auf die Pflanze zu steuern.
Selbstfahrende Roboter in Rasenmähergröße die nur das Unkraut erkennen und auszupfen sind weitgehend serienreif und sollen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eindämmen.

Leider – muss ich sagen, nutzt auch die EU bei der Agrarförderung die Satellitenbilder, indem sie die Angaben der Landwirte im Förderantrag bis auf den Quadratmeter aus dem All kontrolliert und auch kleinste Abweichungen, die in der Fördersumme gegen 0 gehen, aufgeklärt haben möchte.
Das alles geht aber mit gewaltigen Investitionen einher und wie überall kann man festhalten: „Die Großen fressen die Kleinen“ und wenn man hier im Westerwald als Landwirt noch überleben will, muss man sich ganz schön strecken und
möglichst die ganze Familie im Rücken haben.

 


Unser Konsum und die digitale Welt!

Das Internet ermöglicht über die Angebote in der realen Welt hinaus nahezu grenzenlosen Konsum. Alles was wir uns wünschen oder was erst durch Hochglanzbilder an Wünschen geweckt wurde gibt es zu kaufen. In einer nie
dagewesenen Weise konsumieren wir und können sogar den Verlauf der Paketroute auf dem Handy verfolgen.

Manchmal schon am nächsten Tag nach der Bestellung springt der eilige Paketbote aus seinem alten Diesel und liefert das Gewünschte ins Haus.
Entspricht es nicht unseren Erwartungen, wird es einfach zurückgesandt, darin sind wir Deutsche wohl führend.
Schon wird die Lieferung mit Drohnen getestet oder ist anderswo schon Realität. Größer, schneller, weiter ist die Devise und mit digitaler Unterstützung kein Problem, wenn die immer noch erforderlichen Menschen (genannt Humankapital) in der Lieferkette funktionieren.

Der Überfluss der bei uns in Lebensmittel- oder Baumärkten, in Bekleidungs- Elektro- oder Möbelgeschäften, eigentlich überall vorhanden ist, lässt einfach nur staunen.

Wie passt das mit den ständigen Hiobsbotschaften von Corona, Krieg, Klimawandel, Mangel in anderen ärmeren Ländern, zusammen? Wie passt das mit den Forderungen nach weniger Konsum und Energieeinsparung zusammen?
Erst gestern fiel mir unter den vielen Werbeprospekten im Briefkasten ein Angebot über batteriebetriebene Heizungsthermostate auf, die digital einstellbar sind und dann selbständig den Tag über die Temperatur des
Heizkörpers regeln können.


Soll ich jetzt wirklich alle Thermostate die von der Fachfirma installiert wurden und ohne Batterien ohne weiteres 20 Jahre funktionieren gegen die digitalen austauschen und spare ich da wirklich Heizung ein und schone die
Umwelt. Oder schiebe ich damit nicht wieder neuen unnützen und teuren Konsum an.
Warum nicht von Hand und mit Verstand Heizungen und Fenster bedienen.

Der Himmel über uns ist voller Flugzeuge. Sie stellen die Befriedigung unserer Konsumwünsche und unserer Reiselust mit Hilfe der Digitalisierung sicher. Aber hält unsere so empfindliche, dünne Atmosphäre das eigentlich aus?

Dank Digitalisierung und Glasfaser müssen wir bald nicht mehr überall auf dieser Welt selbst hin, sondern können uns die Erlebnisse in 3 D ins Wohnzimmer holen?
Ich erlaube mir an die Älteren den Hinweis, dass 3 D bedeutet, dass sie den gefilmten Elefant aus Afrika gefühlt im Zimmer stehen haben, dass sie allein oder je nach Spielwunsch mit einer Gruppe Söldner durch eine Ortschaft laufen und auftauchende Feinde niederkämpfen, oder virtuell zwischen den Sängern des MGV Eichelhardt Platz nehmen und
mitsingen. Auch eine Jagd mitzuerleben und sich selbst mitten im Treiben zwischen den Wildschweinen wiederzufinden, wird kein Problem sein.

Kommen da alle mit und was wird uns diese digitale Welt noch geben?
Bei meinen Recherchen bin ich im Buch „Mit der Bibel durch das Jahr“ auch hierauf gestoßen:

„Herr unser Gott, führe die Generationen zusammen, damit sie miteinander zu guten Entscheidungen für die Zukunft gelangen.“

Dieser Wunsch erscheint zeitlos und wer würde ihn nicht unterstreichen. Werden Alte und Junge, unsere Kinder und Enkel, die virtuelle Welt mit der natürlichen Umgebung in Einklang bringen und gemeinsam eine gute, umweltschonende demokratische Zukunft mit den Völkern der Welt gestalten können?

Im Idealfall gelingt das Zusammenführen der Generationen durch einen guten Mix beim Personal im Berufsleben, in den Vereinen oder der Kirche, in öffentlichen Einrichtungen, wie Schwimmbädern und Sporthallen. Es herrscht eine deutlich andere Atmosphäre im direkten Kontakt, sei sie locker oder ernst, im Vergleich zum Austausch per Mail oder SMS. Wird der direkte Kontakt möglich bleiben und auch gewünscht sein?

Während der Coronazeit haben die Videokonferenzen als Ersatz für das persönliche Treffen stark zugenommen und immerhin weite Anfahrten zu Tagungen überflüssig gemacht. Die einzelnen Teilnehmer vor den Kameras, in ihren jeweiligen Arbeitsräumen, wirken aber nicht so locker wie gewohnt und es wird auch kaum diskutiert oder nachgefragt, vielleicht weil man nun aufgenommen wird.

Wahrscheinlich werden Jüngere mit der Technik weniger Probleme haben, es sei denn sie werden in den sozialen Medien auf eine unbedachte Aussage festgenagelt oder wegen einem Versprecher gehänselt. Das Unangenehme ist
ja, dass die sonst vielleicht lockere Unterhaltung jetzt dokumentiert und jederzeit wieder abrufbar ist.

Wir kennen das aus Comedysendungen, in denen unsere führenden Politiker gerne durch die Aneinanderreihung von Versprechern zu „Volldeppen“ gemacht werden.

Wir werden in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch noch Gelegenheit haben, die Auswirkungen auf den Gemeinderat zu testen, weil an einem Gesetz zur unbedingten Öffentlichkeit gearbeitet wird und die Präsenzsitzungen als nicht ausreichend erachtet werden. Man hofft auf mehr Interesse in der Bevölkerung.

Eine Forderung lautet, dass jedes Ratsmitglied die ganze Zeit im Bild zu sehen sein muss, also nicht nur während eines Redebeitrags. Hoffentlich finden sich genug Ratsmitglieder die das mögen und hoffentlich werden viele von Ihnen dann den Service nutzen und zu Hause die Ratssitzung am Computer verfolgen.

Wie organisieren wir unsere Welt neu?

Wir sehen, dass es Menschen gibt, die den Geist haben, diese unsichtbare digitale Welt aufzubauen, vorzudenken und immer noch zu verbessern.
Werden wir Schritt halten, und was wird aus den Anderen auf unserem Globus, die nicht einmal im Traum an den Zugang zu diesen Errungenschaften denken können.

Zur Durchführung von Verwaltungsarbeiten ist die Richtigkeit der Daten unbedingte Voraussetzung. Wenn man den ganzen Tag am Computer sitzt, endlose Debatten führen muss oder externen Sachverstand einholen muss, kann man leicht vergessen, dass es viele Menschen gibt, die ganz andere Tätigkeiten und Schwerpunkte in ihrem Leben haben.

Wenn in den Verwaltungen der Strom weg ist, dann ist =0 / Feierabend! Wenn das länger andauern sollte, bekommen auch Bereiche auf die wir uns selbstverständlich verlassen Probleme: Viele Menschen, die wir dringend im Alltag brauchen, hoffen wir – auch wenn der Strom weg ist – noch einsatzbereit anzutreffen und nicht etwa hilflos hinter einem Computer.
Alten- oder Krankenpflege, Lebensmittelbetriebe, Polizei, Feuerwehr, Tierhaltungen und auch wir zu Hause müssen so organisiert sein, dass es gerade dann – im Notfall nämlich – weitergeht.

Das ist eigentlich sonnenklar, aber organisieren wir nicht gerade mit Hochdruck unser Leben so, dass die Abhängigkeit von Strom und Internet alles entscheidet.