Sehr geehrter Herr Triebel-Kulpe, sehr geehrte Frau Kaiser, sehr geehrter Herr Wassermann, liebe Ratsmitglieder, liebe Familie Kowalski, liebe Taufgemeinschaft, liebe Gemeinde.
Zunächst möchte ich mich erst einmal bei allen beteiligten Helfern für den heutigen Gottesdienst bedanken. Vielen Dank auch an die evangelische Kirchengemeinde Almersbach, dass ich die heutige Kanzelrede halten darf.
Ich möchte heute von meinen persönlichen Erfahrungen aus meiner jetzt noch aktiven Zeit als Soldat in der Bundeswehr sprechen.
Kann ein Soldat Glauben?
Wie hat es mir durch meine Zeit als UN Soldat geholfen?
Was heißt es, den Glauben im Dienst zu leben – im Alltag der Bundeswehr, im Einsatz, in der Kameradschaft, in der Stille der Wache oder im Lärm des Gefechts?
Manchmal klingt der Glaube in unserer Umgebung wie ein stilles Echo. Und doch ist er da. Gerade dort, wo Menschen unter Druck stehen, wo Entscheidungen Leben kosten können, wo Verantwortung schwer auf den Schultern liegt – da gewinnt der Glaube eine andere Tiefe. Er ist kein Beiwerk, sondern Halt. Kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Genau so habe ich es im Einsatz erlebt. Den schmalen Grad der Entscheidung über Tod und Leben. Den Zusammenhalt der Truppe im und außerhalb des Feldlagers.
In meinem Einsatzkontigent Minusma im Niger wurde ich als Feldlagerbetriebsunteroffizier eingesetzt. Das bedeutet wir Feldlagerristen halten das Herz eines Lagers am Leben. Ohne Strom gibt es keine Klimatisierung, ohne Wasser keine Duschen, ohne Instandsetzungen keine Infrastruktur, ohne Infrastruktur kein Wasser. Neben dieser Tätigkeit meldete ich mich für viele Aufgaben für die Gemeinschaft freiwillig, um meinen Kameraden zu helfen. Wachauslösung am Kontrollpunkt, Aushilfsarbeiten in der Apotheke, Schutztransporte von Medikamenten, Patrouille und zu guter Letzt den Betrieb der Wäschekammer.
Dazu eine kleine Geschichte:
Es war 8 Uhr morgens.
In der Wäschekammer traf ich morgens einen Kameraden, der eigentlich nur seine gewaschene Bekleidung abholen wollte. Unter seinem Arm ein Buch.
„Das Buch / Bibel zeigen“
Ich fragte ihn: „Ist das unter deinem Arm eine Bibel?“
Er antwortete mir: „Du Silas, ich möchte gerne in der Bibel lesen, aber nicht allein. Hast du vielleicht Lust dazu?“
Ich antwortete ihm: „Lass es uns gemeinsam tun.“
Seitdem trafen wir uns jeden Tag um 8 Uhr in der Wäschekammer um gemeinsam zu lesen.
Ganz ohne System, wir schlugen die Bibel einfach auf und lasen uns abwechselnd ca. 10 Minuten vor.
Dies ist vor den anderen Kameraden im Feldlager nicht verborgen geblieben. Jeden Tag war es ein Kamerad mehr, oder auch mal weniger die uns zuhörten. Aber es zeigte uns, dass es in einer extremen Situation, in der wir gemeinsam standen, half zu Glauben.
Somit möchte ich aus der Bibel lesen: Matthäus 8 Vers. 5-13
Der Hauptmann von Kapernaum
Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.
Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit untersteht, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er’s.
Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.
Glauben in der Bundeswehr bedeutet nicht, naive Antworten zu geben. Es bedeutet, den Mut zu haben, die Fragen zu stellen. Es bedeutet, Hoffnung zu bewahren, wo andere verzweifeln. Es bedeutet, Mensch zu bleiben, auch wenn der Dienst uns manchmal zwingt, an Grenzen zu gehen.
In der Gemeinschaft der Bundeswehr erleben wir Kameradschaft – und auch darin spiegelt sich etwas vom Geist des Evangeliums: Einer trägt des anderen Last. Man steht füreinander ein. Man lässt niemanden zurück. Auch das ist gelebter Glaube.
Und dann ist da noch das Gebet. Oft ist es das Letzte, was bleibt, wenn man keine Kontrolle mehr hat. Und auch wenn man keine Worte mehr findet – Gott hört selbst das stumme Rufen.
Liebe Gemeinde,
wir alle tragen Verantwortung – für uns selbst, für unsere Kameraden, Freunde, Familie, für unser Land. Aber wir sind nicht allein, denn der Glaube begleitet uns. Manchmal als leises Flüstern, manchmal als fester Halt, manchmal als unbequemer Ruf zum Handeln.
„Das Buch / Bibel zeigen“
Nach meinem UN-Einsatz in Afrika, gab mir dieser Soldat seine Bibel mit folgender Witmung.
Für Silas! Bleib wie du bist. Dein Aushilfspfarrer.
Danke lieber Niko für diese Zeit mit dir.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.